Der Blick auf den Gekreuzigten ist in den Werken Marc Chagalls ein immer wieder auftauchendes Thema – als zentrales Motiv um die 20x. An den Rändern seiner bildhaften Erzählungen ist er weitaus öfter zu finden. Dieser ganz persönliche Blick auf das Heilsgeschehen überrascht ob der jüdischen Herkunft Chagalls, die in diesem Christus hauptsächlich eine Person sieht, die freiwillig Leiden auf sich nimmt und damit für das Geheimnis des Lebens oder als Sinnbild für das jüdische Volk in seiner wechselhaften Geschichte steht.

Je nach Blickwinkel offenbaren seine Bilder immer wieder neue Verknüpfungen, Einsichten und Deutungsmöglichkeiten. Es überrascht, dass er dem Gekreuzigten in seinen Bildern solche Bedeutung einräumt. Aber er entzieht sich der christlicher Heilserwartung, die sich auf Tod und Auferstehung Jesu gründet, indem er den Gekreuzigten in aller Regel als frommen Juden darstellt: mit Gebetsschal als Lendentuch oder sogar mit Gebetsriemen.

So gesehen ist das Motiv des Gekreuzigten in den Werken Chagalls anregender Impuls zur Klärung der je eigenen Position – sei es aus jüdischer oder aus christlicher Sicht. Lassen Sie sich in der Karwoche zur Betrachtung und Meditation in den Ökumenischen Kreuzwegandachten dazu einladen:

Montag, 3. April 2023, 19.00 Uhr: Katholisches Gemeindezentrum an der Marienkirche (Röm.-Kath. Kirchgemeinde Stollberg)
Dienstag, 4. April 2023, 19.00 Uhr: Christuskirche Niederdorf (Ev.-meth. Kirchgemeinde Niederdorf)
Mittwoch, 5. April 2023, 19.00 Uhr: Kapelle am Park (Ev.-freikirchl. Gemeinde Stollberg)